Was genau passiert eigentlich bei einer Organspende? Und welche Organe können überhaupt gespendet werden?
Wir geben einen Überblick über den Ablauf einer Organspende.
Welche Organe eignen sich zum Spenden?
Grundsätzlich sind die menschlichen Organe überlebenswichtig für ihren Träger. Daher können die meisten Organe
erst gespendet werden, wenn der Mensch verstorben ist. Es gibt aber Ausnahmen:
Am bekanntesten ist eine Nierenspende, die auch dann erfolgen kann, wenn der Spender noch am
Leben ist: Der menschliche Körper kann nämlich auch mit nur einer Niere überleben. Außerdem können Teile anderer
Organe lebend gespendet werden.
Organ
Postmortale Spende
Lebendspende
Herz
✓
X
Lunge
✓
Teilspende
Leber
✓
Teilspende
Nieren
✓
✓
Bauchspeicheldrüse
✓
Teilspende
Dünndarm
✓
Teilspende
Neben Organen können, meist postmortal, auch Gewebe wie z. B. Blutgefäße, Herzklappen oder Augenhornhaut
gespendet werden. Mehr dazu hier.
Der Ablauf einer Organspende
Postmortale Organspende
Der Verstorbene wird auf Hirntod getestet. Ist der Patient hirntot und eignen sich die Organe für eine
Spende, muss die Krankenanstalt in jedem Fall das Widerspruchsregister abfragen. Hat der Verstorbene vor
seinem Tod einer Organspende nicht widersprochen , dürfen die Organe zur Spende entnommen werden.* Damit
die Organe bis zur Entnahme funktionsfähig bleiben, wird die Sauerstoffversorgung des Körpers mit Hilfe einer
Herz-Lungen-Maschine aufrecht erhalten.
* Auch wenn kein Widerspruch vorliegt, werden die Angehörigen meist trotzdem um Zustimmung zur Organspende gebeten. Es besteht jedoch keine gesetzliche
Verpflichtung dazu.
Die Ärzte stellen fest, ob sich die verfügbaren Organe zu einer Transplantation eignen. Hierbei
ist es wichtig, dass die Organe voll funktionsfähig sind und keine Schäden oder Krankheiten
aufweisen. Außerdem werden Blutgruppe und Gewebemerkmale bestimmt.
Die Informationen über die Spenderorgane werden an die Stiftung Eurotransplant weitergegeben.
Diese führt länderübergreifende Wartelisten und koordiniert die Vermittlung von Spenderorganen
an bedürftige Empfänger. Wird ein verfügbares Spenderorgan gemeldet, sucht Eurotransplant
geeignete Empfänger. Entscheidend für die Auswahl des Empfängers sind die genetische
Kompatibilität, die Dringlichkeit einer Transplantation sowie auch die weitestgehende
Übereinstimmung von Körpergröße und -gewicht zwischen Spender und Empfänger.
Ist ein geeigneter Empfänger gefunden, werden dem Spender die entsprechenden Organe entnommen.
Dieser Eingriff wird mit Sorgfalt und Respekt dem Verstorbenen gegenüber durchgeführt. Nach der
Entnahme wird der Leichnam des Verstorbenen wieder verschlossen und verbunden, sodass er
würdevoll bestattet werden kann.
Sobald ein Organ vom Blutkreislauf und damit der Sauerstoffversorgung getrennt ist, muss es so
schnell wie möglich ans Ziel gelangen. Um Schäden am Organ zu vermeiden, wird es konserviert und
gekühlt. Den Transport übernehmen spezialisierte Eilkuriere.
In Österreich dürfen nur zugelassene Transplantations-Zentren (derzeit vier Stück) eine Organtransplantation
durchführen. Der Empfänger wird bereits für die Operation vorbereitet, während das Spenderorgan noch auf
dem Weg ist, sodass die Transplantation sofort nach Eintreffen des Spenderorgans erfolgen kann.
Lebendspende
Zunächst wird – meist in einem Krankenhaus – untersucht, ob das potenzielle Spender- und
Empfängerpaar genetisch kompatibel ist. Außerdem muss festgestellt werden, ob Spender und
Empfänger gesundheitlich für eine Lebendspende geeignet sind. Lebendspender müssen in Österreich mindestens 18 Jahre alt sein.
Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, wird die Lebendorganspende in einem zugelassenen
Transplantations- Zentrum durchgeführt.
Der Operation schließt sich für Spender und Empfänger ein 1–2-wöchiger stationärer
Krankenhausaufenthalt an, gefolgt von regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen.
Leben mit Spenderorgan
Ein Spenderorgan kann Leben retten. Dabei ist die eigentliche Transplantation aber nur der erste
Schritt: Denn auch wenn im Vorfeld eine genetische Kompatibilität sichergestellt wird, stammt das
Spenderorgan von einem anderen Menschen und wird vom Körper daher als fremd
wahrgenommen. Wie bei anderen körperfremden Zellstrukturen, etwa Krankheitserregern, reagiert das
Immunsystem auch auf Spenderorgane mit einem Abwehrmechanismus: Der Körper lehnt das als fremd
wahrgenommene Organ ab, was im schlimmsten Fall zum Tod des Patienten führen kann. Damit das nicht passiert,
werden nach Organtransplantationen sogenannte „Immunsuppressiva“ verabreicht. Diese hemmen die Immunreaktion des
Körpers, sodass das verpflanzte Organ möglichst nicht abgestoßen wird. Immunsuppressiva müssen nach einer
Organtransplantation ein Leben lang eingenommen werden. Das hat jedoch auch zur Folge, dass Patienten aufgrund
ihres geschwächten Immunsystems anfälliger gegenüber Krankheitserregern werden.
Um den Zustand sowie die Funktionstüchtigkeit des gespendeten Organs zu überprüfen, sind regelmäßige
ärztliche Kontrollen unerlässlich. Es kann vorkommen, dass das Spenderorgan innerhalb kurzer Zeit
nach der Operation versagt oder trotz Immunsupressiva vom Körper abgestoßen wird. Durch den medizinischen
Fortschritt steigen die Chancen einer langfristig erfolgreichen Transplantation aber zunehmend (vor allem bei
Nierentransplantationen).